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08.04.22

“Kann man ein Kind in diese Welt setzen?”

Es ist eine der ältesten Fragen, seitdem die Menschen die Zerstörung unseres Lebensraumes immer häufiger und heftiger in Kauf nehmen.

Im Weltkrieg hat man es diskutiert,
1986 nach der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl,
in der Coronapandemie
und jetzt wo wir täglich in der diabolischen Mixtur aus Pandemie, Krieg und Klimakatastrophe baden, fragen sie wieder:

Kann man Kinder in diese Welt setzen?

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07.04.22

Die Schlacht um Kiew scheint vorerst beendet.
Die russischen Truppen ziehen Richtung Osten.
Es geht jetzt erstmal darum den Donbass zu erobert, so sagen sie in Moskau.
Heute den Donbass und morgen die ganze Welt, so denken sie im Kreml.

Wie immer laufen viele Dinge parallel ab: Einerseits haben sich die Volksrepubliken Donzek und Luhansk unabhängig erklärt und werden durch eigene Präsidenten regiert, andererseits ist dies international nicht anerkannt.

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06.04.22

IV. Genfer Abkommen zum Schutze von Zivilpersonen in Kriegszeiten

“Personen, die nicht direkt an den Feindseligkeiten teilnehmen, einschließlich der Mitglieder der bewaffneten Streitkräfte, welche die Waffen gestreckt haben, und der Personen, die infolge Krankheit, Verwundung, Gefangennahme […] sollen unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden, ohne jede Benachteiligung aus Gründen der Rasse, der Farbe, der Religion oder des Glaubens, des Geschlechts, der Geburt oder des Vermögens oder aus irgendeinem ähnlichen Grunde.”

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05.04.22

Wie soll man sich verhalten?
Naiv, aber dafür fröhlich?
Optimistisch, aber deshalb verrückt?
Realistisch, aber daher besorgt?
Konservativ, aber seit langer Zeit abgestumpft?

“Das Leben kann nicht beides sein: langfristige Vision einer menschlichen Spezies und kurzfristige Verwirklichung der Individuen.”

Es ist der Kompromiss, der uns lähmt.
Es ist der Kompromiss, der dazugehört.
So hört man es sich selbst sagen.
So ist es auch.
Aber der Kompromiss ist selbst nur ein Kompromiss.

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04.04.22

Kriegsverbrechen in Buschta.
Es sind Bilder des Grauens.
Gefesselte Zivilisten liegen erschossen auf der Straße.
Halbverbuddelte Leichen kucken aus dem Sand in einer Grube.
Regierungsvertreter vieler Länder sprechen von Völkermord.
„Wir weisen alle Anschuldigungen kategorisch zurück“, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Es sei eine Inszenierung des Westens heißt es.
Doppelte Desinformationskampagne.

Wohin soll das Versteckspiel noch führen?
Jemand ist verantwortlich.
Jemand hat sich dazu entschieden, wehrlose Menschen zu fesseln und dann zu ermorden.

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03.04.22

Selenskyj spielt in der Serie Sluha Narodu den Geschichtslehrer Wassilyj Petrowytsch Holoborodko, der sich so sehr über die Korruption in der ukrainischen Politik aufregt, dass er beschließt selbst Präsident zu werden.

Das gleiche wiederholt er 2019 in der Realität.

Selenskyj wird Diener des Volkes. Er wird Präsident.

Putin spielt in keiner Serie einen Präsidenten, der sich so sehr über den Werdegang der Welt aufregt, dass er seine Jahre nutzt und sie grundlegend verbessert.

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02.04.22

“Unehrliche, ehrenlose, schändliche alte Männer, die Milliardäre sind und nichts tun, als das russische Volk in seiner Selbstentwicklung zu behindern, beginnen einen Krieg mit einer halbseidenen Begründung, deren Ursprung ein defektes Denkmuster offenbart und schicken dafür junge russische Soldaten, die oft vom Land kommen und dank ihrer Unbildung gehorsam genug sind, um schwachsinnigen Befehlen Folge zu leisten ins Nachbarland, wo sie andere junge Männer töten sollen.”, sagt sie trocken, dreht sich um und geht.

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01.04.22

April. April.

Der Lärm ist weg.
Die Detonationen verstummen.
Vogelgezwitscher dringt in den Ubahnschacht.

Was wäre das für eine abstruse Welt.
Putin bei Twitter: “апрель апрель”.
Der Krieg ist vorbei.
Es war alles nur ein lang geplanter Aprilscherz.

Alles.
“April. April.” Tönt es aus allen Mündern.
Das Coronavirus ist ausgelöscht.
Der Klimawandel ist gestoppt.
Krebs gehört der Vergangenheit an.
Menschen verhungern nicht mehr.
Es gibt genug Wasser für alle.
Alle Menschen handeln respektvoll.

April. April.

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31.03.22

“Habt ihr den Soldaten heute gesehen?”
Wir sitzen im Bus auf dem Weg zum Bahnhof.
Auf der Rückbank quatschen vier Angestellte vom Cateringservice.
“Richtiger Knackepo!”
“Hohoho” Gelächter direkt hinter mir.
“Gibt ja nicht mehr viele hübsche Männer. Mit 20 fand ich viele hübsch. Mit 30 waren es nur noch wenige. Bald bin ich 40. Ick mach mir Sorgen”.
“Ist bei mir auch so.”
Neben mir sitzt eine Kollegin. Wir schauen uns an und denken das gleiche.

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30.03.22

Mordor.
Nein Moria.
War da nicht was?
März 2020: In dem für 2.800 Personen konzipierten Lager lebten zwischenzeitlich 20.000 Menschen.

An der Grenze zwischen Belarus und Polen.
War da nicht was?
Februar 2022.
Eine mehr als fünf Meter hohe Mauer soll Menschen daran hindern, in die EU zu gelangen.
Menschen leben bei Minusgraden im Wald. Einige erfrieren.

Im Mittelmeer ertranken im letzten Jahr mehr als 1500 Menschen.

Pushback wurde das Unwort des Jahres 2021.

Mit zweierlei Maß?